Der Wahltag rückt näher, der Urlaub auch, also muss ich wohl die Schlagzahl erhöhen. Nein, ich werde nicht alle Parteiprogramme untersuchen. Die Liste ist durchaus subjektiv, genauso wie meine Anmerkungen. Trotzdem habe ich noch eine Partei, die ich unbedingt durchackern will. Und noch eine, bei der ich wieder unfreiwillige humoristische Einlagen vermuten.
Die eine Partei, die ich unbedingt will, sind die Piraten.
Das Programm
Das Wahlprogramm der Piraten ist stichpunktartig. Es ist als PDF zum Runterladen.
Los geht’s, was wollen die Piraten beim Thema Verkehr?
Keine City-Maut
Gleich der erste Punkt ist für mich enttäuschend. Man gibt hier ein Mittel um den Modal Split in Richtung nachhaltige Mobilität zu verändern unnötigerweise aus der Hand. Was in London oder anderen Städten funktioniert, soll hier nicht funktionieren?
Radwegenetz ausbauen
Och nöö. Man will Laien von ADFC, Naturfreunde, oder Critical Mass mehr einbinden. Was soll das bringen? Noch mehr untermaßige Radstreifen? Was in Stuttgart fehlt sind wirkliche Experten, Radverkehrsplaner, die das studiert haben, und nicht nur aus dem Bauch heraus planen, sondern auch die Konsequenzen der Planungen durchdenken. Sowas fehlt hier. Nicht noch mehr Gewurschtel.
Rechtsabbiegerpfeile
Ich bin kein Fan davon. Die Folgen für Fuß- und Radverkehr sind zu oft fatal. Auch Rechtsabbiegepfeile für Radverkehr sehe ich nicht als unbedingt nötig an, auch wenn die Gefährlichkeit um einige Größenordnungen niedriger ist als bei denen für den Kfz-Verkehr.
Keine städtischen Mittel für Stuttgart 21 Werbung
Da bin ich mal dabei. Stuttgart 21 ist unnötig wie ein Kropf, gehört unbedingt gestoppt (dazu leider kein Wort bei den Piraten), und man sollte keine Mittel dafür ausgeben.
Kosten von Stadtbahnumbau durch Stuttgart 21
Da gilt das gleich wie oben.
Stuttgart 21 Brandschutz an Leistungsfähigkeit anpassen
Auffordern kann die Stadt die Bahn ja.
Verkehrsbehinderung durch Stuttgart 21
Neue Verkehrsbehinderungen ablehnen. Das ist alles.
Modal Split zugunsten des Umweltverbunds
Das Ziel ist bekannt. Die Skizze, wie dorthin gelangt werden soll, etwas leer. Naja.
Fahrscheinfreier Nahverkehr
Nachtverkehr
Alles bekannt und notwendig.
Ausbau des Nahverkehrsnetzes
Okay, mal ein neuer Gedanke. Tangentialverbindungen und Ringschlüsse. Jeder, der mal nicht von Stuttgart Innenstadt losfahren musste oder nicht dorthin wollte, weiß, wie sehr solche Verbindungen nötig sind. Alle. Außer den Auto-Parteien. Was die 3l-Autopartei einschließt.
Zentraler Omnibusbahnhof
Wegen Stuttgart 21 wurde der ZOB weit raus gelegt. Entweder Zuffenhausen, oder gar an den Flughafen. Was da zentral sein soll weiß keiner. Das muss dringend korrigiert werden.
Weitblick bei Neu- und Umbauten
Aha. Äh.. Und jetzt? Geht es konkreter?
Veröffentlichung von Fahrgasterhebungen
Open Data ist wichtig, nicht nur bei solchen Erhebungen. Also wieder ein Pluspunkt.
Tangentialverbindung Bad Cannstatt – Nordbahnhof
Gäubahn als S-Bahn-Strecke
S-Bahn-Ringschluss
Der Punkt mit Ausbau des Nahverkehrsnetzes, nur etwas konkreter.
Bessere Anbindung von Birkach und Asemwald an das Netz des ÖPNV
Bessere Anbindung der Stadtteile an den Nahverkehr
Eigentlich ein Unding, dass eine Partei sowas fordern muss, und nicht schon lange bei der SSB geplant und im Gemeinderat beschlossen ist.
Stufenweise Fahrpreissenkung nach dem Vorbild der 365 € Jahreskarte
Jetzt ist aber mal gut mit Wiederholungen.
Vereinfachtes Studententicket zwischen Universitätsstädten
Das kann ich nicht beurteilen, inwieweit das notwendig ist.
Verringerung des Verkehrslärms
Hier geht es wohl alleine um den Lärm durch die Stadtbahn. Überraschend konkrete Vorschläge diesmal.
Fazit
Man merkt deutlich, die Piraten haben auf anderen Gebieten ihre Kompetenz, nicht gerade auf dem Gebiet Verkehr. Das Programm kann dann aber durchaus Unentschlossenen zur Lektüre nahegelegt werden.
ADFC = Laien ;-))))
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Sind sie ja. Keiner von denen hat Verkehrsplanung gelernt, oder gar studiert. Das ist alles Bauchgefühl, was da kommt.
Bei Laien schließe ich uns übrigens ein, wir haben das ja auch nicht gelernt. Weder damals in den 90ern noch jetzt. Der Unterschied ist nur dass wir gelernt haben uns auf Fakten zu stützen.
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