Koryphäen der Wirtschaft

Auf Twitter wurde mir gestern der Dudenhöffer in die Timeline gespült.

(Kurzer Einschub: laut überzeugten Kritikern ist Twitter zwar nur für Erregung einer kurzen Aufmerksamkeit, aber ich mach es trotzdem mal für die mit der längeren Aufmerksamkeit)

Da fordert also ein Wirtschaftswissenschaftler die Regierung auf, auf die Mehrwertsteuer bei hochpreisigen Konsumgütern zu verzichten. Und verweist, wohl mit einem breiten Grinsen, darauf, dass auch entsprechend teure Lastenräder drunter fallen würden. Er schreibt da von 10000 bis 20000 Euro als untere Grenze. In Zeiten von Corona ist wohl alles möglich.

Worum es ihm geht, sind offensichtlich Autos. Und nur Autos. Welche andere Konsumgüter gibt es sonst noch in der Preisregion? Mir fallen da noch Einbauküchen ein, aber sonst momentan nichts.

Eine Einschränkung auf bestimmte Antriebsarten macht er ausdrücklich nicht. Um eine Antriebswende geht es ihm also nicht, geschweige denn um eine Verkehrswende. Es geht ihm einzig und alleine darum, Autos zu verkaufen. Aber ob dazu sein Vorschlag etwas beiträgt ist fraglich.

Denn: Autos werden heute schon kräftig subventioniert vom Staat. Ob es sich nun um das Dienstwagenprivileg handelt, um den Bau und Unterhaltung von Straßen, die auf das Gewicht und die Geschwindigkeit von Autos ausgelegt sind, um den niedrigeren Minerölsteuersatz von Diesel, etc. pp. Und dann noch auf die Mehrwertsteuer verzichten? Bringt das überhaupt was für den einzelnen Käufer? Bei angenommenen 20000 Euro Neuwagenpreis sind das gerade mal 3800 Euro weniger. Soviel kann man als Rabatt auch raushandeln. Rabattlisten gibt übrigens gerne das Institut CAR raus, das „Center Automotive Research“. Gründer und Direktor: Ferdinand Dudenhöffer.

Fraglich auch, ob dann die Autofirmen die eingesparte Mehrwertsteuer nicht durch Preiserhöhungen oder weniger Rabatt vom Kunden wieder holen.

Wieso eigentlich immer der Staat? Die Hersteller verlangen bei jedem Auto einen Überführungszuschlag. Die verlangen also, damit der Kunde seine Ware im Laden abholen kann muss er die Lieferung vom Werk in den Laden bezahlen. Das wäre doch mal ein Vorschlag. Statt immer nach Subventionen durch den Staat verlangen können die Firmen mal anfangen ihre versteckten Kosten selbst zu tragen.

Wird sich das überhaupt rechnen, also wird der Umsatz durch den Verzicht auf die Mehrwertsteuer ansteigen? Wir haben hier zum Einen eine sehr ernste Krise. Die meisten Leute wissen nicht, wie es weiter geht, und geben jetzt sicher nicht so viel Geld aus. Und: die Hersteller verkaufen die meisten Autos außerhalb von Deutschland. Deutschland ist eher ein unwichtiger Markt für sie.

Ich neige dazu, den Vorschlag für nicht durchdachten Blödsinn zu halten. Dudenhöffer ist ja selbst unter Autofans umstritten. Wer mag, kann dazu mal die Autoforen durchsuchen.

2 Kommentare zu „Koryphäen der Wirtschaft

    1. Definitiv! Überleg mal, sonst würde dem armen Mann die Einnahmequelle versiegen.
      Der gehört zu den „Experten“, bei denen ich mich frage wieso die immer wieder von irgendwelchen Medien interviewt werden.

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